Sonntag, 7. September 2014

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Dass ich wohl besseres zu tun hatte, als zu bloggen, kann eigentlich nur daran liegen, dass ich zu beschäftigt/müde war. Sei es nun mit Kater ausschlafen, am Strand liegen oder Hongkongs Skyline abchecken, das Wohlfühlen ließ kaum nach, aber zunächst, chronologisch:

Der Flug
Ob es nun daran liegt, dass ich seit 2 Jahren nicht mehr geflogen bin oder daran, dass Qatar Airlines zu Recht als 5 Star Airline ihrem Namen alle Ehre gemacht hat - mein Entschluss steht fest – nie wieder schäbige 4 Star Airlines wie Lufthansa oder so… Bordcomputer für jeden, mit umfassendem Multimedia Angebot, geiles Futtern, Alkohol zur Katerbekämpfung alles inklusive. Zusätzlich wurde anscheinend meine Größe gescannt und exklusiv für mich ein Doppelsitz reserviert. Um den positiven Eindruck vorerst noch in Grenzen zu halten, hat der Pilot kurzer Hand noch für Panik gesorgt mit der Aussage „start delayed by one hour“ nebst „aircondition not working“ nur um 10 Minuten später dann doch wohltemperiert abzuheben.


Ein Sektchen mit meinem Sitznachbar, dazu etwas Gezocke mit der Fernbedienung? Wer 5,75$ ausgeben will auch gerne mit Ferngespräch und Wifi Funktion, groooooobb.


Filmangebot deluxe: Neben Godzilla, Hobbit und Spidy natürlich Klassiker wie Al Hob Al Daea oder Aayna Ka Bayna

 We will have Whitewine with the Chicken.

Danach ein Gebet gen Mecca, später ein paar Rezitationen aus dem Koran.


Hongkong
In Hongkong angekommen war ich natürlich auf die obligatorische Klimafaust am Ausgang bereits vorbereitet und wurde trotzdem von 30° + 90% Luftfeuchtigkeit abends um 10 umgehauen  - auch dank der LANGEN (ß)Hose, die ich anhatte. Angekommen im Hostel gabs nach den 23h und ca 3h Schlaf natürlich nur eins: Dicht ziehen. Dank 20 köpfiger übermütiger Hostel Multi-Kulti Truppe wurde das dann auch entsprechend bis 6 Uhr celebriert.

BUS BAUEN!
Zu schlaf kam ich zu überdurschnittlichen 50% dessen, was ich gebraucht hätte. Nachdem ich die erste Nacht noch dank entsprechendem Feier-Gelage vergleichsweise tief schlummerte, graute es mir am Tag darauf, dass Schlaf doch wohl eher Mangelwahre werden würde dank Opa – nennen wir ihn einfachheitshalber mal  – Li. Opa Li war ca. 60+ und hob dadurch den Altersschnitt des Zimmers um locker 20 Jahre bei 7 anderen Bewohnern und mir. Opa Li war nicht gerade das, was man einen aufgeschlossenen Zeitgenossen hätte nennen können sondern rückblickend wohl  vielmehr der Vorbote des Todes. Durch seine unnachahmliche Art, bei jeder Bewegung ein Geräusch durch seine Körperöffnungen zu erzeugen, seiner Vorliebe um halb 6 morgens aufzustehen und sich die Zähne im Gemeinschaftsraum und nicht im Bad zu putzen, durch sein Rauchen auf dem Klo, durch sein ohrenbetäubendes und vor allem durchgehendes Sägen ganzer Bambus-Haine, seiner Nettigkeit, das Licht auch schon um besagte Uhrzeit anzumachen und bei Verlassen des Raumes anzulassen oder aber auch seine Schwerhörigkeit, die ihn das Piep-Geräusch einer nicht vollends geschlossenen Tür nicht hören ließ – Opa Li sorgte dafür, dass ich nicht vollends unverblümt nach Guangzhou aufbrach. Die 3. Nacht sah ich mich demnach verständlicherweise gezwungen, wie könnte es anders sein, dicht zu ziehen und so die Zeit mit ihm im Zimmer zu minimieren und den Schlaf so ungestört wie möglich zu verbringen. Den Rest von Hongkong in Bildern =)











 




Guangzhou
Glücklicherweise bin ich dieses Mal ja mit ausreichend langen Hosen ausgestattet. So sah ich dem Temperatursturz auf frische 27° und Smog in Guangzhou doch eher gelassen entgegen. Dank meiner Wahnsinns-China Kenntnisse ließ ich unlizensierte Taxifahrer, die mich mit „hey, taxi, okay“ ködern wollten links liegen und reihte mich undercover-einheimisch-style in die knapp 100m lange Schlange fürs Taxi ein und ich sollte nicht enttäusch werden. Ein standardgemäßer nicht-Englisch sprechender, den Weg auch in chinesisch nicht-erkennender, 5x so alt wie auf seinem Foto aussehender 3-Sterne Xifu wurde mir zugeteilt. Ob nun schlau oder nicht erhandelte ich einen 3€ Festpreis aus und ließ mich letztendlich nach einigem Hin-und Her tatsächlich nur 200m abseits der Haustür absetzen. Die einladende Atmosphäre der Guangzhouer Post-Modern Architektur, die Fassadenfarbe von frisch-steingrau bis nicht-ganz-so-frisch-steingrau, die überall mich anstarrenden Kinder/Frauen/Omas, das gefängnisreife Metallgatter vor jedem Gebäude und vor allem der Aufzug, der vor meinem 27. Stock mir noch die aktuellen, seit ca. 10 Jahren andauernden Renovierungsarbeiten der Stockwerke 6, 9, 14, 17 und 23 darbot und schließlich im Finale (siehe Foto) ganz oben endete: all das bereitete einen auf recht brachiale Weise auf das wohl chinesischste aller Hostels, in dem ich je nächtigte und wohl in naher und auch recht ferner Zukunf je nächtigen werde, vor.



Das Haus und die Eingangstür


 Der Blick aus dem Fahrstuhl

Standard-Chinesen Pärchen in der Lobby: Er 40 sie jünger als ich, must be love...


Zunächst nur Chinesen, gebrochenstes Englisch, aber wohl auch nur die Hälfte des Preises bezahlt, eine mürrische Ahí (Haushälterin), sehr breite aber dafür quasi-matratzenlose Betten und super stinkende Klos waren der Vorgeschmack, der mich schon da recht schnell auf den auch doch recht chinesischen Boden der Tatsachen zurückholten. Ein Lichtblick bot jedoch ein Deutscher, der aus dem Nichts auftauchte, Flensburger war, Chinesisch-Experte und schon alle Lokalitäten ausgecheckt hatte und mich sogar in ein echt gutes Restaurant ausführte, wo ich nach halb vergeblicher, halb an Überfüllung gescheiterter und halb aus McDonalds/Subway bestehender Hongkong Küche nun endlich ein gutes kulinarisches Chinaerlebnis hatte. Hao chi!
Wieder zurück im Hostel trafen wir Tim, den wohl stereotypischsten Inbegriff eines China-Bereisenden. Chinesische Freundin, Australier, spricht nur Fetzen Chinesisch, will 2 Jahre in China bleiben und vor allem LEHRER!!! Ta shi zao ni mei lao shi!!!! Von beiden wurde ich dann entsprechend für die Nacht vorbereitet mit Mut-machenden Stories, wie „gestern habe ich die größte Kakerlake meines Lebens im Bad gesehen“ oder „Kakerlaken sind meistens nachtaktiv und kommen dann übers Fenster rein“ oder aber auch mit dem Selbstversuch eine Kakerlake im Glas gefangen zu halten und ihre Überlebensinstinkte soweit auszureizen, dass sie ihre eigenen Kinder, die sie unterm Glas gebar gleich aufaß und somit noch 2 Monate überlebte.  Bedankt widmete ich mich solange meinem 3ds, bis ich nicht länger konnte und neben den Chinesen, von denen einige noch bis 4 im Dorm wach blieben und auch tatsächlich die Arbeitskräfte hier sind, einpennte. Dass das Fenster offen stand brauche ich nicht zu erwähnen und natürlich habe ich nicht ausgeschlafen und den nun vorgestrigen Morgen entsprechend dokumentiert und schwöre, dass ich weder dazu gedichtet noch 
übertrieben das Geschehene darstelle:

7:30       das Handy von Chinese A klingelt per Vibrationsalarm, seine Reaktion: er fängt an zu schnarchen, Chinesen B, C, D machen nichts, Chinesin E wackelt, Tim steht auf und duscht
7:35       das Handy vibriert weiter - es ist sein Wecker, Chinesen C und D gehen aufs Klo und geben natürlich einen Scheiß auf nichts
7:40       der Wecker vibriert immer noch, Chinese A hat mittlerweile seinen Schnarch-Rhythmus mit dem des Vibrationsalarms synchronisiert, Chinese C steht auf, Chinesin E fängt an im Handy rumzuspielen, Tim zieht sich an und geht zur „Arbeit“
7:45       Chinese B wacht auf, quatscht Chinese A wegen des Vibrationsalarms an und fällt zurück ins Bett, beide schlafen weiter
7:50       der Vibrationsalarm hört auf, Hell yea!!!, ich denke mir noch, es könnte der Akku nach dieser Dauerbelastung gewesen sein, Chinese A wacht auf und fragt sich, was gerade passiert ist, ich drehe mich rum
7:55       Chinese A schläft wieder ein
8:00       der Vibrationsalarm geht wieder los, Chinese A fängt wieder an zu schnarchen, ich stehe auf, auf dem Weg nach unten läuft mir ein Kakerlaken Baby über den Weg, ich bin wach.


Zwar bin ich zu diesem Zeitpunkt schon zeitlich zwei Tage weiter, aber an dieser Stelle soll es nun mal genügen. Wie ich mich in der Wohnungssuche getan habe und wie der Campus so aussieht, wie das Mid-Autumn Festival ablief und wann endlich die Kakerlake-Kontaktaufnahme auf ein neues Level gehoben wird dann beim nächsten Mal und viel Spaß mit ein paar Guangzhou Eindrücken. Cheers!










 Und hier noch die FAQs für China-Erfahrene;

FAQs:

Da ich nun nach Hongkong wirklich in China angekommen bin, hier nun die Kurzversion für diejenigen, die keinen Bock auf so viel Text haben in mundgerechter FAQ-Häppchen Form:
Hast du einen Lehrer getroffen? - Ja, die gibt’s hier wie Chinesen in China, nur halt alle irgendwie am rumirren und aus der ganzen Welt und komplett perspektivlos.
Hast du auf die Straße gespuckt? – Ja.
Wurdest du geknippst? – Auch dies.
Ist Deutschland nun nur noch für seinen Weltmeistertitel und nicht mehr seine Autos bekannt? – Ja.
Bist du bei rot über die Ampel? – Ja, natürlich!
Hast du dich angeschnallt im Taxi? – Also bitte, jetzt hört auf…
Geben Chinesen mittlerweile einen Fick? – Eigentlich sogar fast ja. Tatsächlich (siehe Bild) haben sie jetzt Müll“trennung“ eingeführt. Das ganze funktioniert aber ungefähr genauso gut wie bei uns auf Bahnhöfen, also von daher mit Sicherheit, Recht und Genugtuung: Nein; oder wie  es Russ, der Ami, ausdrücken würde „They don’t give a daaaaaamn fuck, you know?“.


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