Dass ich wohl besseres zu tun hatte, als zu bloggen, kann
eigentlich nur daran liegen, dass ich zu beschäftigt/müde war. Sei es nun mit
Kater ausschlafen, am Strand liegen oder Hongkongs Skyline abchecken, das
Wohlfühlen ließ kaum nach, aber zunächst, chronologisch:
Der Flug
Ob es nun daran liegt, dass ich seit 2 Jahren nicht mehr
geflogen bin oder daran, dass Qatar Airlines zu Recht als 5 Star Airline ihrem
Namen alle Ehre gemacht hat - mein Entschluss steht fest – nie wieder schäbige
4 Star Airlines wie Lufthansa oder so… Bordcomputer für jeden, mit umfassendem
Multimedia Angebot, geiles Futtern, Alkohol zur Katerbekämpfung alles
inklusive. Zusätzlich wurde anscheinend meine Größe gescannt und exklusiv für
mich ein Doppelsitz reserviert. Um den positiven Eindruck vorerst noch in
Grenzen zu halten, hat der Pilot kurzer Hand noch für Panik gesorgt mit der
Aussage „start delayed by one hour“ nebst „aircondition not working“ nur um 10
Minuten später dann doch wohltemperiert abzuheben.
Ein Sektchen mit meinem Sitznachbar, dazu etwas Gezocke mit der Fernbedienung? Wer 5,75$ ausgeben will auch gerne mit Ferngespräch und Wifi Funktion, groooooobb.
Filmangebot deluxe: Neben Godzilla, Hobbit und Spidy natürlich Klassiker wie Al Hob Al Daea oder Aayna Ka Bayna
Hongkong
In Hongkong angekommen war ich natürlich auf die
obligatorische Klimafaust am Ausgang bereits vorbereitet und wurde trotzdem von
30° + 90% Luftfeuchtigkeit abends um 10 umgehauen - auch dank der LANGEN (ß)Hose, die ich anhatte.
Angekommen im Hostel gabs nach den 23h und ca 3h Schlaf natürlich nur eins: Dicht
ziehen. Dank 20 köpfiger übermütiger Hostel Multi-Kulti Truppe wurde das dann
auch entsprechend bis 6 Uhr celebriert.
BUS BAUEN!
Zu schlaf kam ich zu überdurschnittlichen 50% dessen, was
ich gebraucht hätte. Nachdem ich die erste Nacht noch dank entsprechendem
Feier-Gelage vergleichsweise tief schlummerte, graute es mir am Tag darauf,
dass Schlaf doch wohl eher Mangelwahre werden würde dank Opa – nennen wir ihn
einfachheitshalber mal – Li. Opa Li war
ca. 60+ und hob dadurch den Altersschnitt des Zimmers um locker 20 Jahre bei 7
anderen Bewohnern und mir. Opa Li war nicht gerade das, was man einen
aufgeschlossenen Zeitgenossen hätte nennen können sondern rückblickend
wohl vielmehr der Vorbote des Todes.
Durch seine unnachahmliche Art, bei jeder Bewegung ein Geräusch durch seine
Körperöffnungen zu erzeugen, seiner Vorliebe um halb 6 morgens aufzustehen und
sich die Zähne im Gemeinschaftsraum und nicht im Bad zu putzen, durch sein
Rauchen auf dem Klo, durch sein ohrenbetäubendes und vor allem durchgehendes
Sägen ganzer Bambus-Haine, seiner Nettigkeit, das Licht auch schon um besagte
Uhrzeit anzumachen und bei Verlassen des Raumes anzulassen oder aber auch seine
Schwerhörigkeit, die ihn das Piep-Geräusch einer nicht vollends geschlossenen
Tür nicht hören ließ – Opa Li sorgte dafür, dass ich nicht vollends unverblümt
nach Guangzhou aufbrach. Die 3. Nacht sah ich mich demnach verständlicherweise
gezwungen, wie könnte es anders sein, dicht zu ziehen und so die Zeit mit ihm
im Zimmer zu minimieren und den Schlaf so ungestört wie möglich zu verbringen.
Den Rest von Hongkong in Bildern =)
Guangzhou
Glücklicherweise bin ich dieses Mal ja mit ausreichend
langen Hosen ausgestattet. So sah ich dem Temperatursturz auf frische 27° und
Smog in Guangzhou doch eher gelassen entgegen. Dank meiner Wahnsinns-China
Kenntnisse ließ ich unlizensierte Taxifahrer, die mich mit „hey, taxi, okay“
ködern wollten links liegen und reihte mich undercover-einheimisch-style in die
knapp 100m lange Schlange fürs Taxi ein und ich sollte nicht enttäusch werden.
Ein standardgemäßer nicht-Englisch sprechender, den Weg auch in chinesisch
nicht-erkennender, 5x so alt wie auf seinem Foto aussehender 3-Sterne Xifu
wurde mir zugeteilt. Ob nun schlau oder nicht erhandelte ich einen 3€ Festpreis
aus und ließ mich letztendlich nach einigem Hin-und Her tatsächlich nur 200m
abseits der Haustür absetzen. Die einladende Atmosphäre der Guangzhouer
Post-Modern Architektur, die Fassadenfarbe von frisch-steingrau bis
nicht-ganz-so-frisch-steingrau, die überall mich anstarrenden Kinder/Frauen/Omas,
das gefängnisreife Metallgatter vor jedem Gebäude und vor allem der Aufzug, der
vor meinem 27. Stock mir noch die aktuellen, seit ca. 10 Jahren andauernden
Renovierungsarbeiten der Stockwerke 6, 9, 14, 17 und 23 darbot und schließlich
im Finale (siehe Foto) ganz oben endete: all das bereitete einen auf recht
brachiale Weise auf das wohl chinesischste aller Hostels, in dem ich je
nächtigte und wohl in naher und auch recht ferner Zukunf je nächtigen werde,
vor.
Das Haus und die Eingangstür |
Standard-Chinesen Pärchen in der Lobby: Er 40 sie jünger als ich, must be love...
Zunächst nur Chinesen, gebrochenstes Englisch, aber wohl
auch nur die Hälfte des Preises bezahlt, eine mürrische Ahí (Haushälterin),
sehr breite aber dafür quasi-matratzenlose Betten und super stinkende Klos
waren der Vorgeschmack, der mich schon da recht schnell auf den auch doch recht
chinesischen Boden der Tatsachen zurückholten. Ein Lichtblick bot jedoch ein Deutscher,
der aus dem Nichts auftauchte, Flensburger war, Chinesisch-Experte und schon
alle Lokalitäten ausgecheckt hatte und mich sogar in ein echt gutes Restaurant
ausführte, wo ich nach halb vergeblicher, halb an Überfüllung gescheiterter und
halb aus McDonalds/Subway bestehender Hongkong Küche nun endlich ein gutes
kulinarisches Chinaerlebnis hatte. Hao chi!
Wieder zurück im Hostel trafen wir Tim, den wohl stereotypischsten
Inbegriff eines China-Bereisenden. Chinesische Freundin, Australier, spricht nur
Fetzen Chinesisch, will 2 Jahre in China bleiben und vor allem LEHRER!!! Ta shi
zao ni mei lao shi!!!! Von beiden wurde ich dann entsprechend für die Nacht
vorbereitet mit Mut-machenden Stories, wie „gestern habe ich die größte
Kakerlake meines Lebens im Bad gesehen“ oder „Kakerlaken sind meistens
nachtaktiv und kommen dann übers Fenster rein“ oder aber auch mit dem
Selbstversuch eine Kakerlake im Glas gefangen zu halten und ihre
Überlebensinstinkte soweit auszureizen, dass sie ihre eigenen Kinder, die sie
unterm Glas gebar gleich aufaß und somit noch 2 Monate überlebte. Bedankt widmete ich mich solange meinem 3ds,
bis ich nicht länger konnte und neben den Chinesen, von denen einige noch bis 4
im Dorm wach blieben und auch tatsächlich die Arbeitskräfte hier sind,
einpennte. Dass das Fenster offen stand brauche ich nicht zu erwähnen und natürlich
habe ich nicht ausgeschlafen und den nun vorgestrigen Morgen entsprechend
dokumentiert und schwöre, dass ich weder dazu gedichtet noch
übertrieben das
Geschehene darstelle:
7:30 das Handy
von Chinese A klingelt per Vibrationsalarm, seine Reaktion: er fängt an zu
schnarchen, Chinesen B, C, D machen nichts, Chinesin E wackelt, Tim steht auf
und duscht
7:35 das Handy vibriert
weiter - es ist sein Wecker, Chinesen C und D gehen aufs Klo und geben
natürlich einen Scheiß auf nichts
7:40 der Wecker
vibriert immer noch, Chinese A hat mittlerweile seinen Schnarch-Rhythmus mit
dem des Vibrationsalarms synchronisiert, Chinese C steht auf, Chinesin E fängt
an im Handy rumzuspielen, Tim zieht sich an und geht zur „Arbeit“
7:45 Chinese B
wacht auf, quatscht Chinese A wegen des Vibrationsalarms an und fällt zurück
ins Bett, beide schlafen weiter
7:50 der
Vibrationsalarm hört auf, Hell yea!!!, ich denke mir noch, es könnte der Akku
nach dieser Dauerbelastung gewesen sein, Chinese A wacht auf und fragt sich,
was gerade passiert ist, ich drehe mich rum
7:55 Chinese A
schläft wieder ein
8:00 der
Vibrationsalarm geht wieder los, Chinese A fängt wieder an zu schnarchen, ich
stehe auf, auf dem Weg nach unten läuft mir ein Kakerlaken Baby über den Weg,
ich bin wach.
Zwar bin ich zu diesem Zeitpunkt schon zeitlich zwei Tage
weiter, aber an dieser Stelle soll es nun mal genügen. Wie ich mich in der
Wohnungssuche getan habe und wie der Campus so aussieht, wie das Mid-Autumn
Festival ablief und wann endlich die Kakerlake-Kontaktaufnahme auf ein neues
Level gehoben wird dann beim nächsten Mal und viel Spaß mit ein paar Guangzhou Eindrücken. Cheers!
FAQs:
Da ich nun nach Hongkong wirklich in China angekommen bin,
hier nun die Kurzversion für diejenigen, die keinen Bock auf so viel Text haben
in mundgerechter FAQ-Häppchen Form:
Hast du einen Lehrer getroffen? - Ja, die gibt’s hier wie
Chinesen in China, nur halt alle irgendwie am rumirren und aus der ganzen Welt und
komplett perspektivlos.
Hast du auf die Straße gespuckt? – Ja.
Wurdest du geknippst? – Auch dies.
Ist Deutschland nun nur noch für seinen Weltmeistertitel und
nicht mehr seine Autos bekannt? – Ja.
Bist du bei rot über die Ampel? – Ja, natürlich!
Hast du dich angeschnallt im Taxi? – Also bitte, jetzt hört
auf…
Geben Chinesen mittlerweile einen Fick? – Eigentlich sogar
fast ja. Tatsächlich (siehe Bild) haben sie jetzt Müll“trennung“ eingeführt.
Das ganze funktioniert aber ungefähr genauso gut wie bei uns auf Bahnhöfen,
also von daher mit Sicherheit, Recht und Genugtuung: Nein; oder wie es Russ, der Ami, ausdrücken würde „They don’t
give a daaaaaamn fuck, you know?“.
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