Samstag, 11. Oktober 2014






In Guangzhou ist es heiß, da wird die Energieklasse 3 (natürlich von 3) Klimaanlage halt gerne mal überbeansprucht. Glücklicherweise ist unser Verhältnis mit unseren Vermietern jetzt so gut, dass sie uns schnell Li zu Verfügung gestellt haben. Li ist der Inbegriff für den Wandel in China. Denn verblüffenderweise benutzte er ein Sicherungsseil um Kühlflüssigkeit am natürlich an der Hauswand angebrachten Generator nachzufüllen. Lächerlich, wenn man bedenkt, dass wir gerade mal im 5. Stock wohnen…

0% Arbeitslosigkeit in China – klar. Aber wie funktioniert das? Ganz einfach: Man nehme sich ein X-beliebiges Gebäude, warum nicht unsere Business School, in der ich alle Vorlesungen habe. Man baue ein Bambus Gerüst auf und nehme ein paar Hämmer. Ob Sicherungsnetze zerrissen sind oder nicht – egal – erst mal schön alles kaputt machen. Nachdem man genug kaputt gemacht hat, realisiert man, dass ja das ja ein Haufen Arbeit ist und weitere Arbeiter braucht. Also mehr Arbeiter anheuern, die noch mehr kaputt machen und so weiter…















Der Beweis: Jedes Land braucht eine Nena.











Es war gerade national Holiday. Einen Tag Feierei für den Ausruf der People’s Republic of China ist natürlich nicht genug, daher hat sich irgendjemand gedacht, es wäre klug 1 Mrd. Menschen auf einmal Urlaub zu geben. Vergünstigte Autobahnen sorgen dafür, dass nicht nur Fernbusse, Flughäfen und Bahnhöfe sondern auch Straßen zu einwöchigen Flashmobs umgeformt werden. Die Nachrichten senden, dass gerade in Hongkong sich viele Menschen schon 2 Tage früher über Mutter China freuen und zeigen tanzende Menschen auf den Straßen. Unsere Revoluzer-Professorin wagt es in der heutigen Vorlesung auszusprechen, dass dies eventuell Proteste wären, sie diese Info aber nicht von den Nachrichten sondern vom Hören-Sagen erfahren hat. Dass Instagram nun auch dicht gemacht wurde, war ihr noch nicht aufgefallen. Momentan ist davon auszugehen, dass „CCTV English“ – der einzige englischsprachige Sender - uns auf dem Laufenden hält. Da hier nur die "Farben Chinas" laufen sowie tagtäglich uns die Gefahren des Lebens in Amerika präsentiert werden, um zunehmende Auswanderungsströme einzudämmen, sehe ich keinen Grund zur Annahme, dass es gerade Wichtigeres im eigenen Land zu berichten gäbe...
Der kluge Tourist (ich) bleibt in besagter Holiday-Woche daher gerne zu Hause und erkundet die quasi leer gefegte Stadt und gibt sich nicht die überfüllten Touristenattraktionen. Stories von Gedränge auf der Chinesischen Mauer und Wartezeiten um in die Verbotene Stadt in Peking zu kommen (größte Palastanlage der Welt) geben mir im Nachhinein recht.
Stattdessen wurde es Zeit den obligatorischen Art District Besuch hinter mich zu bringen.

Der Öhrlibör, der Öhrlibör…. 




Kaufangebote á la „Kauf 1 – 9RMB kauf 2 – 20RMB“

Wiedermal wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Bilder mit und ohne Raum zur Interpretation, revolutionäre Freigeister und unschlagbare Angebote für Souvenirs – Begeisterung!

Party machen in China:


Party machen in China nur die Reichen, weil sie das Geld haben, sich einen Tisch zu mieten und die Größe ihres Reichtums dem Rest der Welt zu präsentieren. Requisiten, um diesen Tisch auszustatten sind neben Frauen, Alkohol in Stockwerk-Boten, Snacks und Laserpointern, die die Einflugschneise zu ihrem Reich beleuchten natürlich auch westliche gutaussehende Buben wie wir. Ein Selfie vom Svarovski-Klo landet dann gerne mal im China Facebook, man will ja wer sein… Im Vergleich zu Shanghai sind einige Dinge anders. So brüsten sich manche Clubs durch besondere Exklusivität und lassen keine Europäer rein. Verständlich, da sich das implizit gegebene Geschäftsmodell „Saufen auf Kosten der Reichen“ wohl nicht immer genug Prestige für die Zahlenden generiert um die Menge an Gesichtsverlust durch Besoffene Westler zu kompensieren. Tatsächlich ist das Hin- und Her mit den Türstehern, um trotzdem in besagten Exklusivclub reinzukommen recht amüsant, wenn man sich beispielsweise einer High-Society Gruppe anschließt um in der Boss-Lounge den in 3-Stockwerken aufgebarten Moet sowie die 2 extra für den Tisch engagierte Bedienungen genießt.



Der große Guangzhou Evergrande genießt 3 Spieltage vor dem Ende der Chinesischen Superleague einen sicheren 6 Punkte Vorsprung vor Beijing und dem Rivalen Guangzhou R.F. Letztere wurden letzte Woche mit 4:3 auf die richtige Seite des Pearl River Flusses, wo sie hin gehören, geschickt. Im anstehenden Heimspiel gegen die Fischfresser aus Hangzhou, die zur Zeit auf Rang 11 verhungern,  war daher ein Sieg fest eingeplant. Mit ausländischer Unterstützung aus Fernwest natürlich kein Thema… 


Nachdem Goalgetter Elkeson aus Brasilien seinen Anspruch auf die Torjägerkanone mit Treffer Nr. 25 in der ersten Halbzeit gesichert hatte, wurde es Zeit für uns in der 2. Hälfte uns unter die Canton Ultras zu mischen und unser Team nach vorne zu brüllen – mit Erfolg. Gilatini zum 2., ein Elfmeter und damit weiterer Treffer für Elkeson sowie der Schlusspunkt durch Youngster Zhang in der Nachspielzeit besiegelte das vernichtende 4:0 und sorgte für sage und schreibe 11 Laolawellen Durchgänge des fast ausverkauften Stadions – SIEG!


Ein Sieg gegen Beijing im nächsten Heimspiel würde die Meisterschaft sicher. Dass wir anwesend sind und in die kreativen Fangesänge „Guangzhou Dui – Guangzhou Dui!!!“ und „Schalalalaaaa Schalalalalalalaaaaa“ einstimmen werden, steht außer Frage.