In Guangzhou ist es heiß, da wird die Energieklasse 3
(natürlich von 3) Klimaanlage halt gerne mal überbeansprucht. Glücklicherweise
ist unser Verhältnis mit unseren Vermietern jetzt so gut, dass sie uns schnell
Li zu Verfügung gestellt haben. Li ist der Inbegriff für den Wandel in China.
Denn verblüffenderweise benutzte er ein Sicherungsseil um Kühlflüssigkeit am
natürlich an der Hauswand angebrachten Generator nachzufüllen. Lächerlich, wenn
man bedenkt, dass wir gerade mal im 5. Stock wohnen…
Der Beweis: Jedes Land braucht eine Nena.
Es war gerade national Holiday. Einen Tag Feierei für den
Ausruf der People’s Republic of China ist natürlich nicht genug, daher hat sich
irgendjemand gedacht, es wäre klug 1 Mrd. Menschen auf einmal Urlaub zu geben.
Vergünstigte Autobahnen sorgen dafür, dass nicht nur Fernbusse, Flughäfen und
Bahnhöfe sondern auch Straßen zu einwöchigen Flashmobs umgeformt werden. Die
Nachrichten senden, dass gerade in Hongkong sich viele Menschen schon 2 Tage
früher über Mutter China freuen und zeigen tanzende Menschen auf den Straßen. Unsere
Revoluzer-Professorin wagt es in der heutigen Vorlesung auszusprechen, dass
dies eventuell Proteste wären, sie diese Info aber nicht von den Nachrichten
sondern vom Hören-Sagen erfahren hat. Dass Instagram nun auch dicht gemacht
wurde, war ihr noch nicht aufgefallen. Momentan ist davon auszugehen, dass
„CCTV English“ – der einzige englischsprachige Sender - uns auf dem Laufenden hält. Da hier nur die "Farben Chinas" laufen sowie tagtäglich uns die Gefahren des Lebens in Amerika präsentiert werden, um zunehmende Auswanderungsströme einzudämmen, sehe ich keinen Grund zur Annahme, dass es gerade Wichtigeres im eigenen Land zu berichten gäbe...
Der kluge Tourist (ich) bleibt in besagter Holiday-Woche daher gerne
zu Hause und erkundet die quasi leer gefegte Stadt und gibt sich nicht die
überfüllten Touristenattraktionen. Stories von Gedränge auf der Chinesischen
Mauer und Wartezeiten um in die Verbotene Stadt in Peking zu kommen (größte
Palastanlage der Welt) geben mir im Nachhinein recht.
Stattdessen wurde es Zeit den obligatorischen Art District
Besuch hinter mich zu bringen.
Der Öhrlibör, der Öhrlibör….
Kaufangebote á la „Kauf 1 – 9RMB kauf 2 – 20RMB“
Wiedermal wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen.
Bilder mit und ohne Raum zur Interpretation, revolutionäre Freigeister und
unschlagbare Angebote für Souvenirs
– Begeisterung!
Party machen in China:
Party machen in China nur die Reichen, weil sie das Geld
haben, sich einen Tisch zu mieten und die Größe ihres Reichtums dem Rest der
Welt zu präsentieren. Requisiten, um diesen Tisch auszustatten sind neben
Frauen, Alkohol in Stockwerk-Boten, Snacks und Laserpointern, die die Einflugschneise zu ihrem Reich beleuchten natürlich auch
westliche gutaussehende Buben wie wir. Ein Selfie vom Svarovski-Klo landet dann
gerne mal im China Facebook, man will ja wer sein… Im Vergleich zu Shanghai
sind einige Dinge anders. So brüsten sich manche Clubs durch besondere
Exklusivität und lassen keine Europäer rein. Verständlich, da sich das implizit
gegebene Geschäftsmodell „Saufen auf Kosten der Reichen“ wohl nicht immer genug
Prestige für die Zahlenden generiert um die Menge an Gesichtsverlust durch
Besoffene Westler zu kompensieren. Tatsächlich ist das Hin- und Her mit den
Türstehern, um trotzdem in besagten Exklusivclub reinzukommen recht amüsant,
wenn man sich beispielsweise einer High-Society Gruppe anschließt um in der
Boss-Lounge den in 3-Stockwerken aufgebarten Moet sowie die 2 extra für den
Tisch engagierte Bedienungen genießt.
Der große Guangzhou Evergrande genießt 3 Spieltage vor dem
Ende der Chinesischen Superleague einen sicheren 6 Punkte Vorsprung vor Beijing
und dem Rivalen Guangzhou R.F. Letztere wurden letzte Woche mit 4:3 auf die
richtige Seite des Pearl River Flusses, wo sie hin gehören, geschickt. Im
anstehenden Heimspiel gegen die Fischfresser aus Hangzhou, die zur Zeit auf
Rang 11 verhungern, war daher ein Sieg
fest eingeplant. Mit ausländischer Unterstützung aus Fernwest natürlich kein
Thema…
Nachdem Goalgetter Elkeson aus Brasilien seinen Anspruch auf die
Torjägerkanone mit Treffer Nr. 25 in der ersten Halbzeit gesichert hatte, wurde
es Zeit für uns in der 2. Hälfte uns unter die Canton Ultras zu mischen und
unser Team nach vorne zu brüllen – mit Erfolg. Gilatini zum 2., ein Elfmeter und
damit weiterer Treffer für Elkeson sowie der Schlusspunkt durch Youngster Zhang in der
Nachspielzeit besiegelte das vernichtende 4:0 und sorgte für sage und schreibe
11 Laolawellen Durchgänge des fast ausverkauften Stadions – SIEG!
Ein Sieg
gegen Beijing im nächsten Heimspiel würde die Meisterschaft sicher. Dass wir
anwesend sind und in die kreativen Fangesänge „Guangzhou Dui – Guangzhou
Dui!!!“ und „Schalalalaaaa Schalalalalalalaaaaa“ einstimmen werden, steht außer
Frage.